Unsere Geschichte
Die SoLaWi Thurnfeld wurde 2021 vom gemeinnützigen Verein Emmaus Innsbruck (https://www.emmaus-innsbruck.at/) gegründet. Der Verein gehört zur Caritas der Diözese Innsbruck und bietet Menschen mit Suchterfahrung Arbeits- und Wohngemeinschaften und therapeutische Begleitung. Seit Ende 2021 verpachtet die Diözese Innsbruck dem Verein das Landwirtschaftsgrundstück des ehemaligen Klosters Thurnfeld in Hall. Die dort gegründete SoLaWi ermöglicht ein neues vielseitiges vereinsinternes Tätigkeitsfeld und schafft zugleich Gemeinschaft und Begegnungsraum über die Vereinsstrukturen hinaus.
Unsere Vision
Gemeinsam möchten wir ein Umdenken in der (Land)Wirtschaft im Kleinen erproben und erfahrbar machen. Wir möchten selbst aktiv werden, mitgestalten und uns im nachhaltigen und achtsamen Umgang miteinander und der Natur üben. SoLaWi verstehen wir als großes Gemeinschaftsprojekt: wir teilen uns Kosten, Risiken, Verantwortung und Fragestellungen unserer ökologischen und regionalen Landwirtschaft. Was bedeuten Saisonalität und Regionalität konkret? Was wächst denn eigentlich im Winter bei uns? Wie lassen sich unterschiedliche Gemüsesorten haltbar machen und einlagern? Wie können wir Solidarität weiterdenken und (finanziell) benachteiligten Menschen qualitativ hochwertige Lebensmittel zugänglich machen? Wie können wir als landwirtschaftlicher Betrieb aktiven Klimaschutz betreiben? Wir haben viele Fragen im Kopf und möchten gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten und ausprobieren. Darüber hinaus sind wir große Fans von frischem, selbst angebautem Gemüse von diverser Form und Farbe ;)!
Unser sozialer Auftrag
Der Zweck unseres Vereins ist es, Menschen Hilfe anzubieten, die erfolgreich eine Therapie ihrer Abhängigkeitserkrankung abgeschlossen haben und danach Arbeit, Wohnung und Unterstützung bei der Aufrechterhaltung ihrer Abstinenz suchen. Kollektivvertraglich bezahlte Arbeitsplätze mit vielfältigen Aufgabenbereichen werden dank Solawi Thurnfeld durch die unterschiedlichsten Tätigkeiten in der Landwirtschaft ergänzt.
Emmaus versteht sich
- als Gemeinschaft in dem Sinn, dass wir als Gruppe wesentliche Haltungen teilen, uns gegenseitig daran erinnern, dass wir uns alle in einem lebenslangen Reifungsprozess befinden und dabei unterstützen,
- als soziales Unternehmen und
- als Nachsorge – Einrichtung im Zusammenspiel aller Teile der Tiroler Suchthilfe.
Unsere Haltungen im Verein sind: Achtsamkeit, Solidarität und Partizipation.
Wer Teil von Emmaus geworden ist hat auch die Möglichkeit, innerhalb des Vereins Karriere zu machen. Schulungen gehören bei uns selbstverständlich zum Alltag, genauso wie viele Reflexionen, Supervisionen und Gespräche miteinander.
Der Aufenthalt bzw. die Mitarbeit bei Emmaus kann jährlich verlängert werden, sofern dies fachärztlich befürwortet wird.
Unsere biologische Arbeitsweise
Biologisch bedeutet für uns „lebensfördernd“, „mit der Natur“ und nach klar definierten Standards zu arbeiten. Dazu gehört der jährliche Wechsel der Ackerflächen nach dem Konzept von Eric Nordell, eine großzügige Fruchtfolge und das Nähren der Bodenlebenwesen, um die Pflanzen gut versorgen zu können. Gesunde Pflanzen, die auf einem durch und durch gesunden und lebendigen Boden wachsen, sind in der Lage, mit vielen Unwirtlichkeiten zurecht zu kommen. Nützlingsinsekten und Vögel fördern, Schädlinge durch andere Pflanzen ablenken, krankheitsresistente Sorten verwenden.
Die Kontrollstelle der Austria Bio Garantie überprüft dies jährlich und so werden unsere Produkte nach einer Umstellungszeit ab 2024 biologisch zertifiziert sein.
Regenerative Landwirtschaft
geht über die biologische Arbeitsweise noch hinaus, führt sie weiter. Es geht darum, dass der Boden und die Biodiversität auf unseren Feldern letztlich durch unsere Art der Bewirtschaftung profitieren und besser werden sollen, anstatt abzubauen. Regenerativ bedeutet für uns konkret:
1) den Boden tief zu lockern und nur flach zu bearbeiten, pfluglose Bodenbearbeitung
2) die Ackerflächen dauerhaft, das ganze Jahr hindurch begrünt oder zumindest mit Mulch bedeckt zu halten
3) Humusaufbau mittels speziellen Gründüngungsmischungen, die den Boden tief und dicht durchwurzeln, sowie Biomasse produzieren, die von uns dann wieder flach eingearbeitet wird
4) Einsatz von Kompost, effektiven Mikroorganismen und biologischer Pflanzenkohle zur Belebung des Bodens, Stärkung der aufbauenden Organismen und Bindung von Nährstoffen.
5) sparsamen Umgang mit Wasser durch Tropfbewässerung, Mulchen und Teilbeschattung mithilfe von Bäumen und Hecken
In allen diesen Punkten sind wir viel beim Experimentieren und Erfahrung sammeln. Gerne tauschen wir uns dazu mit Gleichgesinnten und Interessierten aus.
Agroforst
Unter Agroforst verstehen wir: Pflanzung von Nutzbäumen (vorwiegend Obst) und Mehrnutzungshecken zwischen Gemüse- und Getreidekulturen, um die Biodiversität zu fördern, mehr CO2 binden zu können und ein günstigeres Mikroklima zu schaffen, welches den starken Wind bremst und hilft, die Feuchtigkeit am Feld zu halten (Erosion).
Im ersten Jahr unserer Tätigkeit haben wir den Altbestand von ca. 20 Apfel-, Birn- und Zwetschkenbäumen mit mehr als 60 neuen Apfel- und Birnbäume erweitert, jedes Jahr kommen nun weitere dazu, die von unseren Mitgliedern als Baumpat:innen finanziert werden. Die schrittweise Erweiterung des Baumbestandes hilft uns, Erfahrungen zu machen und zu lernen.